Aachener Verluste in Simferopol

Während der Laufzeit der Ausstellung „Schattengalerie“ erhielt das Suermondt-Ludwig-Museum den Hinweis, dass das Kunstmuseum im ukrainischen Simferopol (Krim) 87 Gemälde aus Aachen, die anscheinend seit 1953 geheim dort lagerten, in einer Ausstellung zeigte. Schon einige Monate zuvor, im Sommer 2007, war ein Teil dieser Werke im Liwadja-Palast zu sehen gewesen. Obschon die Krim’sche Prawda mit der ausdrücklichen Nennung des Suermondt-Ludwig Museums als Herkunftsort darüber berichtet hatte (30. Juni 2007), erfuhr man in Aachen erst im November 2008 durch ein Touristenpaar aus Bayern von der zweiten Präsentation in Simferopol.

Nachdem sich das immense Medieninteresse wieder etwas beruhigt hatte, reiste Direktor Peter van den Brink im Januar 2009 mit der Restauratorin Ulrike Villwock und dem Ausstellungskurator Heinrich Becker in die Ukraine. In den zur Verfügung stehenden vier Tagen in Simferopol konnten in einer kollegialen Atmosphäre alle Exponate sowie einige weitere in der Restaurierungswerkstatt befindliche Stücke fotografiert, vermessen und in vorläufigen Zustandsberichten erfasst werden.

Bislang ist es gelungen, 74 Gemälde eindeutig als aus Aachen stammende Werke zu identifizieren, wobei von manchen nun erstmals überhaupt Abbildungen vorliegen. Für einige Stücke konnte eine Provenienz aus anderen deutschen Museen festgestellt werden. Eine genauere Herkunftsbestimmung für die übrigen Gemälde steht noch aus, es ist allerdings davon auszugehen, dass sie ebenfalls ursprünglich aus deutschen Sammlungen kommen – zu einem Teil vielleicht auch aus Aachen.

Es ist zu betonen, dass diese Reise darauf ausgerichtet war, einen Dialog auf musealer Ebene in Gang zu bringen und herauszufinden, welche der verschollenen Werke mit Sicherheit nicht zerstört wurden.

Das hier verfügbare PDF stammt aus dem Tagungsband:
Schattengalerie – Symposium zur Beutkunst. Forschung, Recht und Praxis.
Klappenbroschur, 14,8 x 21cm, 224 S. mit ca. 100 Abbildungen, teilweise farbig.
(ISBN 978-3-929203-74-5) € 7,50.

Dieser Band versammelt eine Reihe von Beiträgen zum Verlust von Kulturgut deutscher Museen in der Folge des Zweiten Weltkriegs. Sie gehen auf eine Tagung zurück, die 2009 im Aachener Suermondt-Ludwig-Museum gehalten wurde. Vertreter deutscher Museen schildern den Umgang mit der so genannten Beutekunst und die Schwierigkeiten, die aus ganz unterschiedlichen Richtungen auftauchen können. Darüber hinaus berichten auch Sprecher aus anderen Bereichen wie Diplomatie, Rechtspflege, Kunsthandel und Publizistik von ihren vielfältigen Erfahrungen mit dem Thema. Finanziert wurde die Publikation durch den Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien und den Kulturbetrieb der Stadt Aachen.


Dokumentation der in Simferopol aufgetauchten Aachener Verluste