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Schattengalerie Ausstellung Reiff-Kabinett

Das Reiff-Musum zu Gast im Suermondt-Ludwig-Museum

Dank der engen Kooperation zwischen dem Suermondt-Ludwig-Museum und der RWTH Aachen (Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule) ist das ehemalige Reiff-Museum – als ein Teil des Kunsthistorischen Instituts - mit einem kleinen Beitrag an der Schattengalerie beteiligt. Es steht stellvertretend für Aachens vielfältige und dynamische Sammlungskultur.


Ein „Museum ohne Gegenstände hat einen unbezahlbaren Seltenheitswert“ – schrieb Hans Holländer vor einigen Jahren nicht ohne Ironie und nahm damit Bezug auf die leidvolle Verlustgeschichte des Reiff-Museums der RWTH Aachen.

Dass die Sammlung heute stark dezimiert ist, ist mehreren Faktoren geschuldet: Sie sei zu konservativ in ihren Anfängen gewesen, zu progressiv in ihrer Hochphase, später nicht repräsentativ genug und letztlich zu belastet durch die Verlustgeschichte. Folglich wurde frühzeitig getauscht, verkauft, dann aber auch unzulässig verschenkt, gestohlen, ausgelagert und in dunklen Kellern abgestellt. Schnödes Zahlenwerk offenbart die Misere: Von ungefähr 200 unter Franz Reiff (1835-1902) zusammengetragenen Gemälden, haben sich 40 erhalten, von gut zwei Dutzend Skulpturen ganze zwei. Und die von Max Schmid-Burgk (1860-1925) zusammengetragene Moderne ist insgesamt perdu. Ferner das in den 50er Jahren angelegte Inventar samt Fotos.

Dennoch lebt das Reiff-Museum, pulsiert zunehmend wieder lauter und gewinnt an Profil -
nicht zuletzt durch die Rekonstruktion der Sammlungsgeschichte, die immer auch den Verlusten Rechnung trägt.

Ein Beispiel:
Max Schmid-Burgk verfolgte mit seinem untrüglichen Gespür für zeitgenössische Positionen von Beginn an das Ziel, die Avantgarde in Form von Ankäufen und Wechselausstellungen in Aachen zu etablierten. So wurden in den Jahren 1909-25 Künstler wie Klinger, Slevogt, Klee, Macke, Schmidt-Rottluff, Pechstein, Corinth, Erler, Bolz und Kandinsky – um nur einige der klingendsten Namen anzuführen – ausgestellt.


Dabei verdient besondere Beachtung, dass Schmid-Burgk, dem durch umfangreiche Spenden „frische Fortschrittlichkeit“ beschert wurde, noch vor dem Ersten Weltkrieg die Option auf zwei Werke des führenden Vertreters der von München ausgehenden Moderne – Wassily Kandinsky – erwirkte und schließlich die ‚Improvisation 24‘ (Troika II) für das Reiff-Museum ankaufte.

Das Gemälde gilt seit 1925, spätestens seit 1933 als verschollen.

 

Dass wir überhaupt Kenntnis von dem Ankauf haben, ist dem glücklichen Umstand geschuldet, dass Kandinsky in seinem privat geführten Werkverzeichnis das Reiff-Museum als neuen Besitzer des 1912 entstanden abstrakten Frühwerks vermerkte.

Zudem ist der regen Korrespondenz zwischen dem Künstler, Gabriele Münter und dem Berliner Kunsthändler Herwarth Walden zu entnehmen, dass Kandinsky bereits zuvor durch einen international tätigen Kunsthändler auf die Ausstellungsmöglichkeiten im Hochschulmuseum hingewiesen worden war. Vermutlich hat demnach Kandinsky den Kontakt zu Schmid-Burgk und dessen Assistenten Walter Schürmeyer hergestellt, der für beide Seiten fruchtbar ausfiel. Neben einer Ausstellung mit Hanns Bolz im Nov.-Dez. 1913 notierte Kandinsky kurz darauf: „Dem Reiffmuseum habe ich 2 Bilder verkauft: Improv. 24 und Blauer Berg. Museumskäufe sind wichtig.“ Einmal mehr zeichnet sich hier die progressive Ausrichtung des Hochschulmuseums ab.

 

Kritik ließ nicht lange auf sich warten, doch Schmid-Burgk verteidigte die Inkunabel der Moderne bis zu seinem Tod im Jahr 1925. Danach gewannen konservative Positionen Überhand und die Abteilung der Moderne wurde spätestens 1933 geschlossen.


Echo der Gegenwart

Studie zur Improvisation 24 (Troika II), 1912
Privatbesitz, New York © VG Bild-Kunst, Bonn 2008

Improvisation 24 (Troika), 1912
Reiff-Museum der RWTH Aachen



Das Gemälde ‚Improvisation 24’ (Troika II) wurde 1918 letztmalig in einem von Kandinsky verfassten Katalog publiziert, die Reproduktion ist dementsprechend schlecht. Um die Qualitäten und Konturen des verschollenen Bildes sowie die schrittweise Entwicklung hin zur Abstraktion anschaulich werden zu lassen, wird dem Aachener Gemälde die im Privatbesitz befindliche ‚Studie zur Improvisation 24’ zur Seite gestellt.

Dr. Martina Dlugaiczyk
(Wiss. Mitarbeiterin im Institut für Kunstgeschichte der RWTH Aachen)



http://www.reiff-museum.rwth-aachen.de


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