Allzu leicht vergisst man, daß die Geschichte einer Sammlung nicht allein durch die hinzugewonnenen Werke, sondern in erheblichem Maße auch durch die Verluste geprägt wird. Das Aachener Suermondt-Ludwig-Museum beleuchtet diesen Teil seiner Geschichte in einer Ausstellung zu den Gemälden, die es im Lauf seines Bestehens ‚verloren’ hat und bekräftigt damit zugleich seine größtenteils auch heute noch bestehenden Besitzansprüche.

Dank der frühzeitig begonnenen fotografischen Dokumentation seiner Bestände auf hochwertigen Glasplatten-Negativen kann das Aachener Museum mit Reproduktionen des überwiegenden Teils der Verluste aufwarten. Die Ausstellung präsentiert exemplarisch eine Auswahl von circa 80 in Originalgröße reproduzierten Gemälden, die teilweise durch noch vorhandene Pendants oder von den heutigen rechtmäßigen Besitzern auszuleihende Werke ergänzt werden.

Bei den Verlustgemälden handelt es sich in erster Linie um Werke, die - heute meist subsumiert unter dem Begriff „Beutekunst“ – zum Schutz vor Bombardierungen in die Meißener Albrechtsburg ausgelagert worden waren, wo sie wahrscheinlich unmittelbar nach dem Krieg von sogenannten „Trophäenbrigaden“ beschlagnahmt und in die Sowjetunion verbracht wurden. Vermutlich auf mehrere der ehemaligen Sowjetrepubliken verteilt, fristen sie nunmehr ein Schattendasein in nicht öffentlich zugänglichen Depots.

Ganz unabhängig von der Qualität der ‚verlorenen’ Gemälde, zeigen bereits die Zahlen, wie einschneidend diese weitgehend kriegsbedingten Verluste für das Aachener Museum sind: von den 576 im Katalog von 1932 verzeichneten Werken sind über 200 verschwunden. Allein die heute etwa 200 Stücke zählende Abteilung der niederländischen Malerei aus der Zeit zwischen 1500 und 1800 ist von über 120 Verlusten betroffen.

Bei den Recherchen zu dieser Ausstellung und dem damit verbundenen Katalog (Band II in der Reihe der Bestandskataloge) wurden auch all jene archivalisch noch dokumentierten Gemälde erfasst, die zerstört, gestohlen oder wieder verkauft bzw. gegen andere Werke eingetauscht wurden – einschließlich der im 3. Reich als „entartet“ beschlagnahmten Stücke. Im Katalog sind zudem solche Gemälde aufgenommen, die in den 40er Jahren im besetzten Frankreich erworben worden waren und, soweit noch greifbar, in den 50er Jahren restituiert wurden.



Zur Ausstellung erscheint ein deutlich umfangreicherer Katalog im Hirmer Verlag.

Pressevorbesichtigung: Donnerstag, 4. September 2008, 11 Uhr

Ausstellungseröffnung: Freitag, 5. September 2008, 19 Uhr

Ausstellungskurator: Dr. Heinrich Becker , Tel. 0241-4798027

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SUERMONDT-LUDWIG-MUSEUM
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